1693 verpflichtete sich Landammann Johann Krieg, diese Kapelle für immer zu erhalten. Erbaut nach dem Stil des «Heiligen Hauses» kam sie 1808 an die Pfarrkirche und wurde 1986/87 kunstvoll restauriert. Alljährlich findet im Frühling das Chromenfest mit feierlichem Gottesdienst statt.

 

Baugeschichte

1693 verpflichtete sich Landammann Johann Krieg (Landammann 1688 und 1692) mit seiner Gattin Anna Maria Krieg, die gemeinsam auch eine Wappenscheibe stifteten, die neu erstellte Kapelle der Muttergottes von Loretto bei seinem Haus und Heimwesen, für immer und ewig zu unterhalten. 1693, am 6. März weihte die neu erbaute Kapelle der Apostolische Legat Erzbischof Marcello d’Aste.

„Kundt undt zu wüßen hiermith dißem brieff demnach herr amman Joann Krieg jn der landtschaft March, zuo Tuggen wohnhaft jm Kromen genanth, von dem hochwürdigsten gnädigisten  fürsten und herren h. Marcello d‘ Asti, ertsbischof zu Athen, und deß  hl stuehls zu Rom apostolischen legaten in die Eydtgnoschaft u. die gnad erhatelne, daß seine hochfürstlichen gnaden ihme h. amman Kriegen die bey seinem hauß  zu Tuggen im Kromen genant zu ehren der jungfreülichen mueter von Laureta neü auferbauten capell benediciert undt zuo weichen gnedigist beliebt haben. Alß hat ehrengedacht h. amman Joann Kireig für sich undt seinen  nachkömmlingen sich künftigist verpflichtet undt versprochen, verpflichtet sich hiermith in crafft diß brieff daß er undt ein jeder weitiger besitzer seines haus undt hofs im Kromen gelegen so erstlichen binauf an h. amman Joann Kriegen wiesen  Klein Kromen, oben an sein heimgküeweid undt an die landstraß, so nacher Lachen geht, hinab an sein herrn ammans hinderen wisen auch Kromen genanth, unden an Marxen Äbnöters sel. riedt und letstens an das riedt darinn die capell steht, anstost, diese capell zu allen ewigen zeithen in gebührendten ehren erhalten wollen undt sollen: Undt ist dies vorgesagt haus und hoof zuevor bestetet mit einem müth kernen der spenn zu Tuggen, darumben auch anderen deß h. amman Kriegen umbliggendten güetter verbunden, sonst ledig und eigen. Darbey alß zeügen erschinen die hoch- und wohlehrwürdigen geistlichen herren h. Franc: Müller, pfarrer zu Uznach und decanus capituli, auch h. Jganti Bruhin, pfarrherren zu Tuggen. In urkhund deßen dieser brieff mit deß vorgedachten frommen, ehrenvesten undt weysen herren Jacob Michael Schorno, der zeith stathalter in der March, angehenkhten secret Jnsigill bekrefitget worden. Actum in festo s. Fridolini anno 1693.“ (6. März 1693)

Dorsualnotiz: „Fundatins=brief der capell von unßer L. F. von Laureta bey herrn amman Joann Kriegen hauß ze Tuggen im Kromen anno 1693 Nr. 29 und in rot 51+

PfATU P-II-1 f 120 v.

Anno Domini 1693 6. Martii Rdssmus et illustrissimus princeps ac dominus dominus Marcellous d Aste archipiscopus Atheniensis Alatere Nuntius apostolicus ad Helvetos, Rhaetos et Valesianos consecravit sacellum Laretanum in Chromen in honorem B : V : Maria Lauretano ibius confirmavit hos sacramento confirmationis, 194 an nomina in sequentibus foliis notata repermetur a me indignus Joanes Jgnatio Bruhy dum temporis parocho consripta.

1808 wurde die Kapelle an die Pfarrkirche Tuggen abgetreten. Die Auseinandersetzungen zwischen der Pfarrei und den ehemaligen Grundeigentümern dauerte noch lange.

Reparaturen sind bekannt in den Jahren: 1820 und 1821, 1860 und 1888 Turmreparatur.

1895 wurde innen renoviert mit Ausmalungen und einem neuen Altar von Karl Kraft.

1986 bis 1987 Restaurierung mit Neugestaltung des Altars mit zugekauften Objekten.

1988: GATU Rechnung 1987 (29.4.1988): Abrechnung: KV Fr. 420‘000, Totalkosten Fr. 444‘456.25, Subventionen Bund 18% an Fr. 431‘769.- ergeben Fr. 77‘718.-; Subventionen Kanton +2.5% ergeben 53‘971.10. Fondsentnahme (Opfer- und Spendengelder Fr. 291‘825.55, dazu zu Lasten Verwaltungsrechnung der Jahr 1981-1983 verbuchte Projektierungs- und Vorbereitungskosten Fr. 10‘697.40 bleibt Buchwert per 31.12.1987: Fr. 10‘244.20. Architekt: Felix Schmid.

Würdigung:

Die Kapelle liegt im westlichen Zipfel der Gemeinde Tuggen, als einziges Gebiet ennet der Autobahn, an der Grenze zu Wangen und Schübelbach und heute noch unmittelbar neben dem Hof des ehemaligen Bauherrn. Der Grundriss ist rechteckig, das Satteldach im Westen zu einem Vordach abgewalmt und trägt im Osten einen achteckigen Dachreiter mit Pyramidenspitze. Auffallend sind die Portale: Gegen Süden zwei, gegen Norden ein Portal, gegen Westen nur ein Fenster als sogenanntes Verkündigungsfenster, aber keine Türe, wie bei normalen Kirchen und Kapellen, und gegen Osten nur eine kleine Öffnung. In einem früheren Zustand hiess es: „Wircklich ist dieser rothe, fensterlose Haus mit der Lichtöffnung im Dache nichts anderes als ein Nachbild der berühmten Kapelle in Loretto…“.

Die Kapelle ist ein rechteckiger Saal mit halbkreisförmiger Tonne, die auf einem kräftigen Gesims ruht. Typisch sind die Raumaufteilung und die Ausmalung nach Art der Loretto-Kapellen. Das östliche Drittel, die Sakristei, wird von einer hohen, Barockgitterschranke abgetrennt, vor der der Altar steht. Die seitlichen Türen sind mit Pilastern, Zahnschnittfries und profilierten kränzen instrumentiert. In der Ostwand liegt die Nische als Nachbildung des „Santo Camino“, des Kamins des Heiligen Hauses. Darin findet sich eine Kopie der Loreto-Madonna der Kapelle von Biberegg bei Rothenthurm.

Die 1986 freigelegt Wandmalerei zeigt vollständig mit roten Ziegelsteinen ausgemalte Wände mit hie und da typischen Loreto-Malereifragmenten. Bis auf die Südwand mit dem hl. Georg zu Pferd und der Westwand mit Madonna und Giottokreuz sind die anderen Malereien zur Unkenntlichkeit verblasst.

Der Altar wurde 1987 neu ausgestattet mit zugekauften Barockobjekten „Wandel der Heiligen Familie“ um die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Auch das Engelsfenster mit dem Weihnachtsbild von 1895 wurde ins Depot gelegt.

Das Fest dieser Kapelle an Maria Verkündigung, das seit seiner Translation auf den ersten Sonntag nach dem 25. März feierlich begangen wird, wird mit einem Gottesdienst gefeiert und am Nachmittag seit Jahren seit Jahrhunderten mit einer Andacht mit Predigt im Freien, die jeweils Hunderte und aber Hunderte aus der ganzen March anzog. Bereits Pfarrer Anton Casutt schrieb 1888: „Vormittags bringt der jeweilige Pfarrer von Tuggen das Messopfer dar. Nachmittags um 1 Uhr ist bei guter Witterung vor der Kapelle Festpredigt und Muttergottesandacht. Früher, wo es noch viele Mantelherren, d.h. Exspektanten auf geistliche Pfründen gab, hatte die Predigt an diesem Gnadenorte grosse Bedeutung. Dieselben stritten sich förmlich um die Ehre, diese Predigt zu halten, um so beim Volke für die erste erledigte geistliche Pfründe sich zu empfehlen. Heutzutage (1888) verhält es sich gerade umgekehrt. Bei dem grossen Priestermangel hat ein jeweiliger Pfarrer von Tuggen seine liebe Not, einen Prediger für diesen Tag erhältlich zu machen.“

Glocken:

  1. 1755, 40 cm, „GELOBT SEI IEVS CHRISVS“ MIT VIER Reliefs Kreuz, Palmette, Immaculata, Palmette und am Rand: „PETER LUDWIG KEISSER IN ZVG HAT MICH GEGOSSEN ANNO 1755“.
  2. 1761, 46 cm. „GELOPT SEI IESVS CHRITVS“ und unterhalb „HERR LANDAMEN IOSEPH ANTONI PIUS DIETHELLEN DER ZEIT CAPÄLENVOGT 1761“ mit vier Reliefs mit Johannes der Evangelist, Kreuz, Immaculata und Josef mit Jesusknabe.